Januar: Grünkohl
Braun-, Kraus- oder Federkohl sowie auch die Oldenburger Palme sind einige Bezeichnungen für den Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica). Das zu den Blätterkohlen gehörende Kreuzblütengewächs (Brassicaceae) zählt zu den beliebtesten Kohlen in Deutschland und ist die winterhärteste Kohlart. Er kann den Winter über auf dem Feld bleiben und wächst dabei ggf. sogar weiter, wenn die Bedingungen passen. Grünkohl weist keine Kopfbildung auf, sondern er bildet eine offene Blattrosette mit kräftig grünen gekräuselten Blättern. Die verschiedenen Grünkohlsorten können sich bezüglich Strunkhöhe, Farbe, Form und Blattkräuselung unterscheiden.
Geschmacklich weist der Grünkohl ein herb-süßliches bis deftig-kräftiges Aroma auf. Sein typischer Geschmack entsteht, wie bei vielen anderen Wintergemüsen auch, meist erst bei Frosteinwirkung. Dabei werden die Stärke in Zucker umgewandelt und Bitterstoffe abgebaut, wodurch er milder und bekömmlicher wird. Mittlerweile gibt es aber zunehmend Sorten, die für diesen Prozess keinen Frost mehr benötigen.
Herkunft
Der Grünkohl ist, wie die anderen Kohlarten auch, das Ergebnis jahrhundertelanger Selektion und Züchtung des Wildkohls. Er hat seinen Ursprung im östlichen Mittelmeerraum und gilt als Vorfahre aller heutigen Kohlvarietäten (siehe auch Steckbrief zu Brokkoli).
Grünkohl ist einer der ältesten Kohlarten und wird schon seit über 2000 Jahren von Menschen angebaut. Bereits 400 Jahre v. Chr. wurde in Griechenland ein krausblättriger Blattkohl beschrieben. Erste schriftliche Erwähnung in Deutschland findet der Grünkohl aber erst im 16. Jahrhundert. Beispielsweise in einer Beschreibung des Oldenburger Landes 1586.
Generell gelten die Blätterkohle, wozu auch der Grünkohl gehört, als recht ursprünglich, da sie noch deutliche Ähnlichkeiten zum Wildkohl aufweisen.
Der Grünkohl ist fast nur in Mittel- und Nordeuropa relevant, denn er stellt vorwiegend in den nördlichen Regionen ein beliebtes Wintergemüse dar. Er wird neben Deutschland vor allem auch in den Niederlanden, Skandinavien und Großbritannien angebaut. Die innerdeutschen Hauptanbaugebiete sind NRW, Niedersachen und Schleswig-Holstein. Der im deutschen Handel oder Märkten zu findende frische Grünkohl stammt fast ausschließlich aus deutschem Anbau.
Münsterland
Der Grünkohlanbau hat im Tecklenburger Land eine lange Tradition. Die erste schriftliche Erwähnung des krausblättrigen Kohls erfolgte in diesem Landesteil 1672 in einer Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg durch den Pfarrer Gerhard Arnold Rump aus Wersen (heute Ortsteil von Lotte).
Gesundheitliche Aspekte
Der Grünkohl ist ernährungsphysiologisch ein äußerst wertvolles Gemüse. Er ist mitunter der nährstoffreichste Kohl und hat mit 4 g/ 100 g einen für Gemüse relativ hohen Eiweiß-Gehalt. Zudem ist Grünkohl ein sehr vitamin- und mineralstoffreiches Gemüse. Sein Beta-Carotin-Gehalt ist innerhalb der Kohlfamilie ungeschlagen. Und auch die B-Vitamine sowie der Vitamin C-Gehalt ist nennenswert. Der Gehalt an Vitamin C ist doppelt so hoch wie in einer Zitrone. Bereits 100 g Grünkohl decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen (110 bzw. 95 mg/Tag) zu 100%. Beta-Carotin und Vitamin C wirken antioxidativ. Sie schützen die Zellen und das Gewebe vor freien Radikalen und stärken so auch generell das Immunsystem.
Das ebenfalls reichlich vorhandene Folat unterstützt die Blutbildung und ist ebenso an der Zellerneuerung beteiligt. 100 g Grünkohl decken den täglichen Bedarf bereits zu 62%.
Mit Blick auf die Mineralstoffe sind besonders Kalium, Calcium und Eisen hervorzuheben. Mit 200 g Grünkohl wird der tägliche Bedarf eines Erwachsenen an Calcium (1000 mg/Tag) und Eisen (10 bzw. 15 mg/Tag) zu etwa 40% gedeckt. Calcium ist unter anderem für den Knochen- und Zahnaufbau bzw. -erhalt verantwortlich und an der Reizübertragung beteiligt. Eisen ist essentiell für den Transport und die Speicherung von Sauerstoff.
Des Weiteren werden den Blättern eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.
Haltbarmachung
Frischer Grünkohl ist kein gutes Lagergemüse. Gut gekühlt hält er sich nur wenige Tage frisch. Deshalb gilt, ihn zeitnah zu verzehren oder einzufrieren.
Eingefroren hält er sich etwa 8 Monate. Dazu den Grünkohl vorher waschen, zerkleinern und kurz blanchieren.
Grünkohl sollte nicht neben klimakterischen Obst und Gemüse gelagert werden, da diese Ethylen-Gas ausströmen, welches das Reifen bzw. Welken anderer Pflanzen beschleunigt.
Der Grünkohl in Zahlen
- Die Gesamterntemenge im Freiland im Jahr 2021 beläuft sich auf ca. 15.620 Tonnen. Mit etwa 1.669 Tonnen Grünkohl beträgt der ökologische Anteil an der Erntemenge im Freiland um die 10,7%.
- Angebaut wurde der deutsche Grünkohl 2021 im Freiland auf einer Gesamtfläche von ca. 882 Hektar. Der ökologische Anteil macht hiervon etwa 120 Hektar aus.
- Der durchschnittliche Verbrauch pro Haushalt ist in den letzten Jahren konstant bei ca. 1 kg pro Jahr.
Funfact
In der Grünkohlerntezeit werden im Oldenburger Land große „Grünkohlgelage“ veranstaltet. Dabei wird die Person, die am meisten Grünkohl verzehrt hat, zum Kohlkönig gewählt.
Saison
Ende Oktober bis Anfang März
Lagerung
Im Kühlschrank nur wenige Tage
Eingefroren bis zu 8 Monate
Nährwerte pro 100 g Blätter
Energie: 45 kcal/ 190 kJ
Wasser: 86 g
Kohlenhydrate: 3 g
davon 2 g Zucker
Fett: 1 g
davon 0,1 g gesättigte Fettsäuren
Eiweiß: 4 g
Ballaststoffe: 4,2 g
Nennenswerte Vitamine:
Vitamin C: 105 mg
Vitamin E:1,7 mg
Vitamin B2: 0,25 mg
Vitamin B6: 0,25 mg
Beta-Carotin: 5200 µg
Folat: 185 µg
Nennenswerte Mineralstoffe:
Kalium: 450 mg
Calcium: 210 mg
Phosphor: 90 mg
Phosphor: 45 mg
Magnesium: 30 mg
Eisen: 1,9 mg