Keine Subvention mehr für Agrardiesel? – Unser Statement

Landwirt*innen protestieren gegen die aktuelle Agrarpolitik, gegen die Kürzung der Subventionen für Agrardiesel und versperren die Straßen. Wir alle bekommen die Proteste mit und sind direkt oder indirekt davon betroffen. Bisher war es so, dass durch die Subventionspolitik vor allem die industrielle Landwirtschaft gefördert wurde und von den Subventionen profitierte. Das Streichen dieser Subventionen ist ein harter Schritt für viele Landwirt*innen, aber sollte auch als Chance betrachtet werden, gerade kleinere Betriebe und die bäuerliche Landwirtschaft auf andere Weise zu unterstützen und zu fördern.

Die Landwirtschaft ist von vielen verschiedenen Faktoren und Akteur*innen abhängig. Dabei darf nicht immer nur die Politik oder die Verbraucher*innen in den Fokus genommen werden, sondern auch der Lebensmittelhandel und -produktion sind wichtige Wirkkräfte, da sie das Bindeglied zwischen Landwirt*innen und Verbraucher*innen darstellen. An dieser Stelle wird entschieden, was von den Landwirt*innen abgenommen und was den Konsument*innen angeboten wird. Die Preisgestaltung wird also stark an dieser Stelle bestimmt. Um den Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, unabhängiger von den verschiedenen Marktmächten machen zu können (nicht nur Lebensmittelhandel, sondern z.B. auch Futtermittelkonzerne und Pestizidhersteller), muss es eine Systemveränderung geben, um eine klima- und menschenfreundlichere Landwirtschaft zu ermöglichen. Wir brauchen einen Umbau und eine Transformation der industriellen Landwirtschaft hin zu einer sozial-ökologischen und bäuerlichen Landwirtschaft, wie sie die Zukunftskommission Landwirtschaft unter Beteiligung von Politik, Bauern- und Umweltverbänden entworfen hat (Juli 2021). Große Betriebe profitieren aktuell am stärksten von den Subventionen der Bundesregierung, da diese sich besonders auf die Fläche beziehen. Umwelt- und naturschonende Bewirtschaftungsmethoden werden nur im vergleichsweisen geringen Umfang honoriert. Viele kleinere Höfe kämpfen daher gerade stark um ihre Existenz. (https://www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/landwirtschaft-umweltfreundlichgestalten/fragen-antworten-zur-europaeischen-agrarfoerderung#was-ist-die-gemeinsameagrarpolitik-der-eu-gap)

Der Umbau der Landwirtschaft ist eine Herausforderung, den die Allgemeinheit an die Landwirt*innen stellt. Dafür muss die Allgemeinheit die Landwirtschaft unterstützen. Um das zu erreichen, müssen neue Wege gegangen werden, z.B. durch die Erforschung alternativer Kraftstoffe für die Landwirtschaft, Schaffung von Synergien zwischen kleineren Höfen durch eine gemeinschaftliche Nutzung von landwirtschaftlichen Maschinen und Unterstützung beim Wechsel zu klimafreundlicheren Anbaumethoden. Aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Belange der Landwirtschaft und den Zusammenhang zwischen der Art, wie wir Lebensmittel anbauen, produzieren und konsumieren, und unserer Umwelt, sind wichtige Schritte, die wir für eine Transformation des Systems, in dem wir uns alle bewegen, brauchen.

Der Ernährungsrat Münster e.V. unterstützt Bäuerinnen und Bauern, die sich für eine Ernährungswende im Ernährungssystem hin zu einer bäuerlichen, gerechteren und am Ende auch ökologischeren Landwirtschaft einsetzen.